Kindererziehung und absolutes Gehör

Soll mein Kind später absolut hören?

 

Viele Musikschulen und private Klavierlehrer in Japan bieten Kurse zur Erlernung des absoluten Gehörs für kleine Kinder an. Viele Eltern melden ihre Kinder zu diesen Kursen an, ohne sich ausreichend über die Nachteile des absoluten Gehörs informiert zu haben, weil sie der Meinung sind, dass das, was eine Vielzahl von Menschen seit vielen Jahren praktiziert, nicht falsch sein kann. Der erste Kurs wurde 1933 eingeführt.

Mittlerweile gibt es Diskussionen rund um die Thematik, in denen auch kritische Stimmen zu Wort kommen, dennoch ist es heutzutage noch akutuell, dass man die Kinder in den Kurs schickt.

 

Meiner Meinung nach sollte man die Kinder nicht zwingen, das Absoluthören zu erlernen. Viel wichtiger für die musikalische Entwicklung des Kindes ist es, dass die Eltern dem Kind gute Musik verschiedener Stilrichtungen (nicht unbedingt Heavy Metal) vorspielen. Empfinden kleine Kinder Musik als etwas "Schönes", dann hat das Kind schon eine solide Basis, um später ein Instrument zu erlernen.

 

Wenn man dem Kind ein Spielzeug-Klavier oder Xylophon kauft, ist es sinnvoll, darauf zu achten, dass die Instrumente auf die richtige Tonhöhe gestimmt sind. Oft kommt es bei Spielzeug-Klavieren vor, dass, wenn man die Taste "c" spielt, "d" erklingt. Falls das Kind auf der Basis eines beispielsweise in D-Dur gestimmten Spielzeugs ein falsches absolutes Gehör entwickelt, wird es später Probleme bekommen, wenn es auf einem richtigen Klavier spielen soll.

 

Möchte man unbedingt, dass das Kind Absoluthörer wird, sollte man darauf achten, dass das Kind auf mindestens zwei verschiedenen Klavieren unterrichtet wird, damit es nicht ein zu genaues und sensibles absolutes Gehör bekommt (siehe Punkt 9 in: "Verschiedene Typen von Absoluthörern").

 

Ideal ist, wenn sich ein Kind mit absolutem Gehör bis zum Alter von neun Jahren mit Harmonie und Kadenzen beschäftigt, da sich in dieser Phase der Entwicklung das Verständnis für Harmonieklänge herausbildet (Siehe J. A. Sloboda: The Musical mind : The cognitive psychology of music, Oxford University Press, 1981). So kann das Kind später besser die Nachteile des absoluten Gehörs umgehen und nur die Vorteile nützen.