Absolutes Gehör und Sprachgehirn

 

- Ein Absoluthörer kann eine fremde Sprache gut nachsprechen.

 

So sprechen japanische Musikstudenten mit absolutem Gehör besser deutsch als Japaner, die z.B. nur Pädagogik in Deutschland studieren.

 

 

- Ein Absoluthörer kann nicht gleichzeitig lesen und Musik hören.

 

- Ein Absoluthörer kann sich Liedtexte schlecht merken. Manche Absoluthörer, die die Noten als Buchstaben hören, können keine Lieder mit dem dazugehörigen Text singen.

 

Im Februar 1995 wurde im Wissenschaftsmagazin "Science" ein interessanter Bericht über das absolute Gehör veröffentlicht. Die Forschungsergebnisse des Heinrich-Heine-Instituts Düsseldorf zeigen, dass bei Musikern mit absolutem Gehör der auditive Cortex der linken Gehirnhälfte 40% größer ist als bei Musikern ohne absolutes Gehör. Das heißt, dass die Absoluthörer mit der linken Gehirnhälfte, die auch für die Sprache zuständig ist, Musik wahrnehmen.

Es gibt, wie oben erwähnt, Absoluthörer, die die Töne als gesprochene Sprache, also als Buchstaben, wahrnehmen. Z.B. wenn sie den Anfang von "Für Elise" von Beethoven hören, hören sie "e, dis, e, dis, e, h, d, c, a-". So kann man das Ergebnis des Heinrich-Heine-Instituts gut nachvollziehen, dass das absolute Gehör mit der Sprachgenerierung und

-dechiffrierung zu tun hat. Mir wurde klar, als ich diesen Artikel gelesen habe, warum ich nicht lesen kann, wenn gleichzeitig die Musik läuft. Lesen und Musik hören gleichzeitig bedeutet für einen Absoluthörer eine Überlastung der linken Gehirnhälfte. Ein Normalhörer nimmt die Musik mit der rechten Gehirnhälfte wahr. Deshalb ist es für ihn in der Regel kein Problem zu lesen, wenn zur selben Zeit im Hintergrund Musik läuft.